Ho Chi Minh City (früher Saigon) ist eine lebendige, überbordende Stadt, und zwar für 24 Stunden am Tag. Aufgrund des tropischen Klimas findet das Leben im Freien statt, vorzugsweise auf dem Boden oder auf dem Motorrad. Jeder hat etwas in dieser Stadt zu tun. Von einem Ort zum anderen gelangen, mit einem Freund diskutieren, ein Geschäft abschliessen. Ist gerade mal nichts los, legt man sich zur Ruhe, die Vietnamesen können jederzeit und überall schlafen. Und Essen ist wichtig für sie. Zu jeder Tageszeit und überall gibt es etwas zu essen. Und alles ist so gut, frisch auf der Stelle zubereitet. Der Fremde ist begeistert. Aber am Eindrucksvollsten ist die Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit der Menschen hier. Sie schauen dich an, um deinen Wunsch zu erraten und sie beeilen sich ihn zu erfüllen.
Das Unglaublichste aber ist der Verkehr. Millionen von Menschen fahren auf Millionen von Motorrädern herum. Ganze Familien werden auf das Motorrad gepackt, das Gepäck kommt noch dazu. Die Frauen verhüllen sich, weniger wegen der Luftverschmutzung, vielmehr weil sie nicht gebräunt werden wollen. Die Vietnamesen fahren zurückhaltend, nicht aggressiv. Aber wo eine Lücke ist, versucht man durchzukommen, ganz langsam und vorsichtig, der Schwächere gibt nach. Man findet sich damit ab, täglich Stunden im Verkehr zu verbringen. Setzt sich die wirtschaftliche Entwicklung des Landes fort, werden in einigen Jahren all die Töfffahrer wohl auf Autos umsteigen wollen. Wie wird es dann in Saigon aussehen?
Die Menschen in HCMC sind freundlich und interessiert, möchten wissen, woher man kommt und, natürlich, etwas verkaufen. Sie wollen die Strasse überqueren (was bei dem Verkehr einigen Mut erfordert)? No problem, I help you, come with me. Und schon ist der Fremde in ein Gespräch verwickelt. Und man lernt die Gesetze des Strassenverkehrs kennen. Man muss Mut und Stärke zeigen, ohne Aggressivität, dann gibt der andere nach und umfährt dich mit dem Motorrad elegant. Aber auch die Arbeiter, die keine Fremdsprache sprechen, haben stets ein Lächeln übrig. Und Kinder sind ja überall auf der Welt süss.
Gearbeitet wird streng und viel in Vietnam und zwar 6 Tage die Woche. Das Klima ist tropisch, also feucht-warm, auch die Einheimischen schwitzen. Und kaum zu glauben, wie die zierlichen Männer und Frauen zupacken und Lasten herum wuchten können. Der Lärm und Schmutz sind gross, die Sicherheit klein. Ein Arbeiter oder eine Arbeiterin verdienen zwischen 120$ und 400$ im Monat, je nach Qualifikation und Branche. Das reicht vielleicht zum Überleben, aber nicht für viel mehr. Und für die Altersversorgung ist immer noch die Familie zuständig. Viele europäische Firmen investieren in Vietnam. Trotz der hohen Inflation und immer noch vorhandenen staatlichen Beschränkungen ist Produzieren immer noch günstiger als in Europa. Und die Vietnamesen arbeiten gern. Sind wir nun Ausbeuter oder bringen wir Arbeit ins Land?
Ein Ausflug ins Mekong-Delta zeigt ein anderes Bild. Der behäbig und ruhig dahinfliessende Mekong, mit seinen tausend Verästelungen bringt Fruchtbarkeit und Ruhe ins Land. Die Fähren und Barken wirken urtümlich und kontrastieren hart mit den purpurnen Säcken mit Fischfutter, die wirken, als wären sie aus einer anderen, ultramodernen Welt hier abgeworfen worden. Der Fisch, den wir hier im Supermarkt kaufen, wird dort produziert. Sieht man allerdings, in welcher Brühe, fragt man sich, ob man ihn noch essen soll. Noch mehr wie in der Stadt findet das Leben draussen statt, auch die Schule.